PRESSESPIEGEL

Pressespiegel 2015

Quelle: RP

Datum: 30.10.2015

 

Erste Schule 2016 komplett mit Tablets ausgestattet

Düsseldorf. Die Bezirksvertretung bewilligte 80.000 Euro.

 

Läuft alles nach Plan, könnte die Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule in Rath im kommenden Jahr die erste Düsseldorfer Schule werden, in der jeder Schüler mit Hilfe eines Tablet-Computers lernt. In der für den Stadtteil zuständigen Bezirksvertretung 6 bewilligten die Politiker in dieser Woche insgesamt 80.000 Euro für i-Pad-Geräte und Dienstleistungen. 74.000 Euro werden für die Anschaffung von 175 i-Pads ausgegeben, darüber hinaus werden 6000 Euro "für die notwendigen Dienstleistungen" bereit gestellt. Die Anschaffung kann laut Vorlage der Verwaltung noch in diesem Jahr erfolgen. Damit jeder Schüler ein Gerät in Händen hält, muss der Tablet-Bestand auf etwas mehr als 300 wachsen.

 

Für Schuldezernent Burkhard Hintzsche ist es "ein Vorzeigeprojekt, an dem die Schule seit Jahren mit einer engagierten Lehrerschaft arbeitet." Über zwei Klassensätze verfügt die Rather Schule bereits, das ebenfalls benötigte Drahtlosnetzwerk wurde mit Hilfe der Stadt ausgebaut.

 

Der Einzug neuer Medien an Düsseldorfer Schulen läuft uneinheitlich. So hatte die unterschiedliche Ausstattung der Schulen mit Internetzugängen im Frühjahr für politischen Streit gesorgt. Der Grund: An zahlreichen Standorten ist die Technik so veraltet, dass eine regelmäßige Internetnutzung nicht mehr garantiert werden kann, andere Schulen warten auf die Verlegung von Netzwerkkabeln, können bis dahin allenfalls ihre in die Jahre gekommenen Computerräume nutzen.

 

Dutzende Schulen müssen nach wie vor ohne Verteilpunkte ("Access-Points") für den heute als Standard geltenden drahtlosen Zugang zum Netz (W-Lan) auskommen. Einen solchen Zugang benötigen Schulen, die Tablet-Computer wie das i-Pad einsetzen. "Wie soll ich im Jahre 2015 Schüler auf das praktische Leben vorbereiten, ohne ins Internet zu können", sagte der Leiter einer Förderschule seinerzeit.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

Datum: 29.10.2015

 

Die erste Düsseldorfer Schule mit Tablet-Computern für alle

 

Von: Volker Eckert

 

Die Politik bewilligte am Mittwoch Geld für die Schüßler-Schule. Sie wird die erste in der Stadt, wo alle Kinder mit dem Flachcomputer lernen.

 

Düsseldorf. Kreide und Schwamm waren vorgestern, jetzt sind Tablets an den Düsseldorfer Schulen angesagt: Längst haben verschiedene Schulen an Pilotprojekten teilgenommen, erste Geräte angeschafft. Und nun soll es bald erstmals eine i-Pad-Schule geben. Die Ferdinand-Schüßler-Hauptschule in Rath will im nächsten Jahr so weit sein: ein i-Pad für jeden Schüler.

Einen großen Schritt hat die Schule am Mittwoch gemacht: Zuvor hatte sie die Politiker der Bezirksvertretung 6 von ihrem Konzept überzeugt, dort rutschte eine entsprechende Vorlage kurzfristig auf die Tagesordnung. 75 000 Euro wird das Gremium der Schule zur Verfügung stellen, davon sollen bis Februar 170 Tablets angeschafft werden. Hintergrund: Tablets sind moderne und handliche Flachcomputer, darunter ist das i-Pad die wohl bekannteste Marke.

 

Der Kauf ist für die Schule Teil einer langfristigen Strategie, wie Konrektor Jürgen Hilger-Höltgen erläutert: Über zwei Klassensätze verfügt die Schule bereits, mithilfe der Stadt wurde das Drahtlosnetzwerk ausgebaut, Beamer angeschafft, interaktive Tafeln werden bald folgen. Schuldezernent Burkhard Hintzsche: „Es ist ein Vorzeigeprojekt, an dem die Schule seit Jahren mit einer engagierten Lehrerschaft arbeitet.“

 

Konrektor ist sich sicher: „Das ist der Unterricht der Zukunft“

 

Der vorläufig letzte Schritt soll im kommenden Jahr folgen und der Tablet-Bestand auf gut 300 wachsen – ein Gerät für jeden Schüler. Hilger-Höltgen ist von dem Projekt überzeugt: „Das ist der Unterricht der Zukunft, ab dem kommenden Jahr können wir optimal arbeiten.“ Die Motivation der Schüler steige bei der Arbeit mit dem flachen Computer. Es ergäben sich neue Möglichkeiten für Vernetzung, Recherche, Präsentation.

Die Schüßler-Hauptschule ist keine Vorzeigeschule, betont der Konrektor: in einem schwierigen Umfeld, mit vielen Inklusionskindern und drei Flüchtlingsklassen. „Vielleicht sind gerade unsere Kinder prädestiniert“, sagt Hilger-Höltgen, „mit diesen Geräten ihre Defizite auszugleichen.“ Darüber hinaus soll auch die gegenüberliegende Grundschule mit einsteigen, so entstehe ein i-Pad-Campus.

 

Derweil läuft auf gesamtstädtischer Ebene der Einzug neuer Medien mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Die Verwaltung sieht sich vor allem dafür zuständig, dass Schüler und Lehrer problemlos ins Internet kommen. Anschaffung von Computern, Smartboards usw. liegen in der Verantwortung der einzelnen Schulen und hängt damit auch an der Neigung von Eltern und Lehrern. Hintzsche: „Es ist wichtig, nicht nur Geräte anzuschaffen, das Ganze muss auch in ein pädagogisches Konzept eingebettet sein.“

Quelle: NRZ

Datum: 30.09.2015

 

 

Inklusionsbus macht Station in Rath

 

Am heutigen Mittwoch geht die zweite Tour des Inklusionsbusses der Werkstatt für angepasste Arbeit GmbH (WfaA) nach Rath. Unter dem Motto "Perspektivwechsel - Es ist normal, verschieden zu sein!" besuchen Menschen mit Behinderung der WfaA die Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule.

 

Mit einer ersten Sonderfahrt durch Düsseldorf startete der "Inklusionsbus" der Rheinbahn im vergangenen Januar und ist seitdem als Linienbus, auf dem große Portraits der Beschäftigten der WfaA zu sehen sind, ständig in der Stadt unterwegs. Werbefotograf Peter Sawicki hat die Bilder ehrenamtlich gemacht: "Ich bin oft im Südpark unterwegs und immer gerne mit den Menschen mit Behinderung, die dort arbeiten, ins Gespräch gekommen. So ist die Idee zu den Aufnahmen entstanden."

 

Mit einer weiteren Sondertour fahren 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der WfaA mit dem Inklusionsbus also heuzte nach Rath. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der WFS-Tagesschule wird spielerisch erfahrbar gemacht, wie es ist, mit Einschränkungen zu leben. So können die Schüler selbst erfahren, wie es ist im Rollstuhl Hindernisse zu überwinden. Blind oder mit Seheinschränkungen muss ein Parcours bewältigt werden. Basketball oder Fußball spielen, wenn man weniger sieht, bewegungseingeschränkt ist oder schlecht den Mitspieler hört - an diesem Tag wird es erlebbar gemacht.

Quelle: stern.de und aachner-zeitung.de

Datum: 17.09.2015

 

Hauptschulunterricht mit dem Tablet
Von: David Fischer, dpa
Letzte Aktualisierung: 17. September 2015, 11:25 Uhr
tablet unterricht
Tablets als Unterrichtswerkzeug: In einer Düsseldorfer Hauptschule ist das Alltag. Symbolfoto: Arne Dedert/dpa

Düsseldorf. Unterricht mit Tablets kommt in vielen Schulen Deutschlands selten vor. Doch gerade bei lernschwachen Schülern könnten die Geräte hilfreich sein. In einer Hauptschule in Düsseldorf kommt die neue Technik in überraschenden Bereichen zum Einsatz.

Zwischen Discounter, Döner-Imbiss und Handy-Shop lässt sich der digitale Aufbruch in der Hauptschule im Düsseldorfer Stadtteil Rath von außen nur schwer erahnen. Doch gerade hier lernen Schüler, wie sich mit modernen Geräten Aufgaben und Alltagsprobleme auf alternative Weise lösen lassen.

Die Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule zählt zu den vergleichsweise wenigen Schulen in Deutschland, in denen Tablets zum Einsatz kommen. Von den digitalen Lernhelfern verspricht man sich hier viel.

Die Schüler einer achten Klasse stehen kurz vor dem Eintritt ins Berufsleben. Das Training für die entscheidenden Bewerbungsgespräche geht hier so: Im Deutsch-Unterricht filmen sich die Jugendlichen bei einem Rollenspiel.

Der eine ist der Bewerber, der andere spielt den Chef, der Dritte hält mit der Video-Funktion drauf. Jonas klopft zweimal in die Luft. „Hallo, ich wollte mich bewerben”, sagt er. „Guten Tag, mein Name ist Boss”, entgegnet Timo. In einer anderen Ecke endet das Gesprächs-Geplänkel bei drei Mädchen in einem Lachanfall. Irgendwie komisch. Klar, dass die Kurzfilme bei den meisten mehrmals wiederholt werden müssen.

Später sammelt Lehrerin Pouyeh Ansari die Vorstellungsfilme von den Tablets ein und wirft die selbst gedrehten Videos der simulierten Job-Gespräche an die Wand. Wie wirke ich auf andere Menschen? Wie verhalte ich mich? Wie komme ich an? Erst nach der Vorführung der Filme kommt die Klasse lebhaft ins Gespräch.

Beim Unterricht mit den flachen Computern bekommen die 14 und 15 Jahre alten Schüler nicht nur wichtige Verhaltensregeln gezeigt. In anderen Einheiten werde auf moderne Weise versucht, das Lernen zu verbessern, erklärt Ansari.

Etwa bei der Rechtschreibung. In der Freizeit greifen Ansaris 14- und 15-Jährige nur noch in Ausnahmefällen zu Stift und Papier. iMessage, Facebook Messenger oder Whatsapp - Chat-Programme sind ihre Kommunikationsmittel, berichtet die Lehrerin. Und Tablets und Smartphones damit nah an ihrer Lebenswirklichkeit.

Bei Schreibübungen nehmen die Hauptschüler statt einem Heft lieber das Tablet in die Hand. Auch wenn bei den Textverarbeitungsprogrammen die Autokorrektur aufploppt und entscheidende Hinweise gibt - Lehrerin Ansari schwört im Unterricht auf die modernen Geräte. „Die Schule ist der einzige Ort, wo noch richtig gelesen und geschrieben wird”, sagt sie. Die Rechtschreibkorrektur sei dann keine Schummelei, sondern eine wichtige Stütze.

In der Düsseldorfer Tagesschule steht das Lernen mit Tablets seit mehr als zwei Jahren auf dem Lehrplan. „Wir erreichen viel mehr Schüler, vor allem Leistungsschwächere und die mit geringerem Selbstbewusstsein”, berichtet Projektleiter Jürgen Hilger-Höltgen.

2013 hatte sich die Hauptschule zur digitalen Schule gewandelt: Das eschool-Förderprogramm der Stadt Düsseldorf brachte der Schule 30 Tablets. Die schmalen Computer in Buchform waren nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer ein Segen, sagt Hilger-Höltgen.

Besserer Unterricht und höhere Motivation für alle? Die Auswirkungen des digitalen Wandels waren auch für den langjährigen Englisch-Lehrer eine neue Erfahrung. „Sie nehmen das Ding, sitzen still, fangen an zu arbeiten. Schüler, die sonst die Zähne nicht auseinander bekommen, machen plötzlich mit. Das haben wir so in der Hauptschule bisher nicht gekannt.”

Mal ersetzt das flache Multifunktionsgerät die Kamera, mal den Tageslichtprojektor oder Stift und Papier: Beim Sportunterricht analysieren Schüler Spielsituationen über Videoaufnahmen oder zeichnen physikalische Experimente auf.

In Geschichte erschließen sich Klassen historische Zusammenhänge durch Bildstrecken. Im Vergleich zur klassischen Geschichtsstunde könne sich das Ergebnis auf dem Tablet sehen lassen, sagt Schulleiter Uwe Schorscher. Mit dem „normalen” Buch schaffen seine Hauptschüler in einer Unterrichtsstunde gerade mal durchschnittlich sieben Sätze.

In der NRW-Landeshauptstadt kommen Tablets in rund 40 Schulen zum Einsatz. Für eine Vollausstattung mit iPads, Beamer, Laptop und Fortbildungen zahlen die Geldgeber - Schulverwaltung, Stiftungen oder Fördervereine - rund 15 000 Euro.

300 Kinder, 32 Nationalitäten, 20 Sprachen - in der Hauptschule in Rath ist die babylonische Sprachverwirrung Normalität. „Hier ist praktisch jeder Ausländer”, sagt Hilger-Höltgen. Allein um einen neuen Schüler ansatzweise verstehen zu können, seien Übersetzungsprogramme oder Aussprachefunktionen auf den Tablets Gold wert, fügt Schorscher hinzu. „Schließlich kann ein Lehrer nicht arabisch oder griechisch gleichzeitig sprechen.”

Bessere digitale Bildung ist erklärtes Ziel der großen Koalition in Berlin. Bei Computerfähigkeiten hinken deutsche Schüler im internationalen Vergleich hinterher. Oft fehlen die nötigen Werkzeuge - Breitbandanschluss und moderne Geräte.

Fast alle Lehrer stehen hinter dem digitalen Wandel: 95 Prozent von ihnen begrüßen den Einsatz elektronischer Medien, wie eine Studie des IT-Branchenverbands Bitkom unter 500 Lehrer an weiterführenden Schulen ergeben hat.

Ob Computer, Notebooks, Beamter, digitale Foto- oder Videokameras: Zwar gehört digitales Lernen in so gut wie allen Klassenzimmer dazu. Dennoch hält ein Drittel der Lehrer die vorhandene Ausstattung nur für mittelmäßig. Tablets etwa sind an wenigen Schulen verbreitet.

Anders als Zuhause: Jeder vierte Deutsche über 14 Jahren nutzt laut Bitkom die flachen Rechner. Doch nicht bei der Youtube-Generation, sondern gerade bei den 30- bis 49-Jährigen sind die Geräte am Beliebtesten.

Von Bayern bis Schleswig-Holstein erproben Schulen seit wenigen Jahren den digitalen Wandel in den Klassenzimmern - vom White-Board über Tablets bis zu Laptop-Klassen.

Die Zahlen ergeben kein klares Bild: Nach der Bitkom-Studie kommen Tablets in jeder fünften Schule in Deutschland zum Einsatz. Die Berliner E-Learning-Agentur geht hingegen von nur einigen hundert Schulen aus.

Fragt man Schüler in Nordrhein-Westfalen, geht in dem Bundesland, in dem die Landesregierung eine Digital-Offensive verkündet hat, nur wenig voran. Viele Kinder und Jugendliche klagen über schlechte Ausstattung an Internetzugängen und digitalen Geräten im Schulalltag.

„Was digitales Lernen angeht, mangelt es an allem. Die Internetanschlüsse in den Computerräumen sind furchtbar langsam und oft überlastet. Die Hardware der Rechner ist auf dem alten Stand”, sagt ein Sprecher der NRW-Landesschülervertretung in Köln.

Zudem fehle an so gut wie jeder Schule ein WLAN-Netz, mit dem Schüler ihre eigenen Geräte benutzen könnten. „Von den Schulträgern wird das nicht bereitgestellt, oft liegt es an Kostengründen. Landesweit ist das ein flächendeckendes Problem.”

Die Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) teilt grundsätzlich die Ansichten der Schüler. Die Ausstattung in Schulen mit modernen IT-Geräten sei noch immer als rückständig zu bewerten, hatte der VBE nach einer Befragung unter mehreren hundert Lehrern Anfang März mitgeteilt.

Schulleitungen halten mit wohlklingenden Attributen dagegen: Von der „Tablet-Schule” oder dem „digitalen Klassenzimmer” ist dann zu lesen. Gerade Hauptschulen - die wegen der Schulreform in Nordrhein-Westfalen faktisch vor dem Aus stehen - versuchen, aus den Tablets einen Wettbewerbsvorteil zu ziehen. „Auch wir müssen an die Öffentlichkeit herantreten und so auf uns aufmerksam machen, um die Schülerzahlen konstant zu halten”, sagt Hilger-Höltgen.

Auch in der Gesamtschule im niedersächsischen Barßel bei Oldenburg lösen Hauptschüler Matheaufgaben mit Tablets oder recherchieren Referate online. Rektor Werner Sandmann fördert in seiner Schule moderne Lernansätze. „Hauptschüler brauchen eine vereinfachte, visuelle Darstellung”, sagt er.

Auf der anderen Seite gewinnt Sandmann dem digitalen Unterricht nicht nur positive Seiten ab. Gebe man Schülern ein Tablet in die Hand, münde die Suche nach einer einfachen Lösung auch oft in einem einfachen Ergebnis, sagt Sandmann. Das Problem: Statt eigenen ausgearbeiteten Gedanken würde Lehrern nur Bilder oder Videos aus dem Netz auf dem Tablet serviert.

Die Forschung erkennt für den Hauptschulunterricht generell einen Nutzen. Vor allem Schüler mit geringen Lernvoraussetzungen könnten durch besondere Darstellungsformen und Möglichkeiten zum Mitmachen schwierige Inhalte leichter verstehen, sagt Bardo Herzig von der Universität Paderborn.

Die Geräte könnten Motivation und Zusammenarbeit steigern. Ob Tablets das Lernen Fördern, sei jedoch nicht vom Gerät, sondern von dessen Einsatz in einem abwechslungsreichen Unterricht abhängig, so der Pädagogik-Professor.

„Tablets ersetzen aber um Himmels Willen nicht den normalen Unterricht”, sagt Schulleiter Sandmann, „mit größeren Textmengen kommen Hauptschüler nicht zurecht.” Da sei es völlig egal, ob der Text auf einer Buchseite oder einem Bildschirm stehe.

Lehrerin Ansari sieht in Tablets auch eine psychologische Unterstützung für ihre Schüler. „Es ist gut für ihr Selbstwertgefühl, gerade weil sie sich „nur” als Hauptschüler sehen”, sagt sie. „Denn viele haben sich hier eh schon abgeschrieben.”

Wischen statt Blättern: Hauptschulunterricht mit dem Tablet - Lesen Sie mehr auf:
http://www.aachener-zeitung.de/ratgeber/bildung-beruf/wischen-statt-blaettern-hauptschulunterricht-mit-dem-tablet-1.1181892#plx1509517983

 

Wischen statt Blättern: Hauptschulunterricht mit dem Tablet

Hauptschulunterricht mit dem Tablet
Von: David Fischer, dpa
Letzte Aktualisierung: 17. September 2015, 11:25 Uhr
tablet unterricht
Tablets als Unterrichtswerkzeug: In einer Düsseldorfer Hauptschule ist das Alltag. Symbolfoto: Arne Dedert/dpa

Düsseldorf. Unterricht mit Tablets kommt in vielen Schulen Deutschlands selten vor. Doch gerade bei lernschwachen Schülern könnten die Geräte hilfreich sein. In einer Hauptschule in Düsseldorf kommt die neue Technik in überraschenden Bereichen zum Einsatz.

Zwischen Discounter, Döner-Imbiss und Handy-Shop lässt sich der digitale Aufbruch in der Hauptschule im Düsseldorfer Stadtteil Rath von außen nur schwer erahnen. Doch gerade hier lernen Schüler, wie sich mit modernen Geräten Aufgaben und Alltagsprobleme auf alternative Weise lösen lassen.

Die Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule zählt zu den vergleichsweise wenigen Schulen in Deutschland, in denen Tablets zum Einsatz kommen. Von den digitalen Lernhelfern verspricht man sich hier viel.

Die Schüler einer achten Klasse stehen kurz vor dem Eintritt ins Berufsleben. Das Training für die entscheidenden Bewerbungsgespräche geht hier so: Im Deutsch-Unterricht filmen sich die Jugendlichen bei einem Rollenspiel.

Der eine ist der Bewerber, der andere spielt den Chef, der Dritte hält mit der Video-Funktion drauf. Jonas klopft zweimal in die Luft. „Hallo, ich wollte mich bewerben”, sagt er. „Guten Tag, mein Name ist Boss”, entgegnet Timo. In einer anderen Ecke endet das Gesprächs-Geplänkel bei drei Mädchen in einem Lachanfall. Irgendwie komisch. Klar, dass die Kurzfilme bei den meisten mehrmals wiederholt werden müssen.

Später sammelt Lehrerin Pouyeh Ansari die Vorstellungsfilme von den Tablets ein und wirft die selbst gedrehten Videos der simulierten Job-Gespräche an die Wand. Wie wirke ich auf andere Menschen? Wie verhalte ich mich? Wie komme ich an? Erst nach der Vorführung der Filme kommt die Klasse lebhaft ins Gespräch.

Beim Unterricht mit den flachen Computern bekommen die 14 und 15 Jahre alten Schüler nicht nur wichtige Verhaltensregeln gezeigt. In anderen Einheiten werde auf moderne Weise versucht, das Lernen zu verbessern, erklärt Ansari.

Etwa bei der Rechtschreibung. In der Freizeit greifen Ansaris 14- und 15-Jährige nur noch in Ausnahmefällen zu Stift und Papier. iMessage, Facebook Messenger oder Whatsapp - Chat-Programme sind ihre Kommunikationsmittel, berichtet die Lehrerin. Und Tablets und Smartphones damit nah an ihrer Lebenswirklichkeit.

Bei Schreibübungen nehmen die Hauptschüler statt einem Heft lieber das Tablet in die Hand. Auch wenn bei den Textverarbeitungsprogrammen die Autokorrektur aufploppt und entscheidende Hinweise gibt - Lehrerin Ansari schwört im Unterricht auf die modernen Geräte. „Die Schule ist der einzige Ort, wo noch richtig gelesen und geschrieben wird”, sagt sie. Die Rechtschreibkorrektur sei dann keine Schummelei, sondern eine wichtige Stütze.

In der Düsseldorfer Tagesschule steht das Lernen mit Tablets seit mehr als zwei Jahren auf dem Lehrplan. „Wir erreichen viel mehr Schüler, vor allem Leistungsschwächere und die mit geringerem Selbstbewusstsein”, berichtet Projektleiter Jürgen Hilger-Höltgen.

2013 hatte sich die Hauptschule zur digitalen Schule gewandelt: Das eschool-Förderprogramm der Stadt Düsseldorf brachte der Schule 30 Tablets. Die schmalen Computer in Buchform waren nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer ein Segen, sagt Hilger-Höltgen.

Besserer Unterricht und höhere Motivation für alle? Die Auswirkungen des digitalen Wandels waren auch für den langjährigen Englisch-Lehrer eine neue Erfahrung. „Sie nehmen das Ding, sitzen still, fangen an zu arbeiten. Schüler, die sonst die Zähne nicht auseinander bekommen, machen plötzlich mit. Das haben wir so in der Hauptschule bisher nicht gekannt.”

Mal ersetzt das flache Multifunktionsgerät die Kamera, mal den Tageslichtprojektor oder Stift und Papier: Beim Sportunterricht analysieren Schüler Spielsituationen über Videoaufnahmen oder zeichnen physikalische Experimente auf.

In Geschichte erschließen sich Klassen historische Zusammenhänge durch Bildstrecken. Im Vergleich zur klassischen Geschichtsstunde könne sich das Ergebnis auf dem Tablet sehen lassen, sagt Schulleiter Uwe Schorscher. Mit dem „normalen” Buch schaffen seine Hauptschüler in einer Unterrichtsstunde gerade mal durchschnittlich sieben Sätze.

In der NRW-Landeshauptstadt kommen Tablets in rund 40 Schulen zum Einsatz. Für eine Vollausstattung mit iPads, Beamer, Laptop und Fortbildungen zahlen die Geldgeber - Schulverwaltung, Stiftungen oder Fördervereine - rund 15 000 Euro.

300 Kinder, 32 Nationalitäten, 20 Sprachen - in der Hauptschule in Rath ist die babylonische Sprachverwirrung Normalität. „Hier ist praktisch jeder Ausländer”, sagt Hilger-Höltgen. Allein um einen neuen Schüler ansatzweise verstehen zu können, seien Übersetzungsprogramme oder Aussprachefunktionen auf den Tablets Gold wert, fügt Schorscher hinzu. „Schließlich kann ein Lehrer nicht arabisch oder griechisch gleichzeitig sprechen.”

Bessere digitale Bildung ist erklärtes Ziel der großen Koalition in Berlin. Bei Computerfähigkeiten hinken deutsche Schüler im internationalen Vergleich hinterher. Oft fehlen die nötigen Werkzeuge - Breitbandanschluss und moderne Geräte.

Fast alle Lehrer stehen hinter dem digitalen Wandel: 95 Prozent von ihnen begrüßen den Einsatz elektronischer Medien, wie eine Studie des IT-Branchenverbands Bitkom unter 500 Lehrer an weiterführenden Schulen ergeben hat.

Ob Computer, Notebooks, Beamter, digitale Foto- oder Videokameras: Zwar gehört digitales Lernen in so gut wie allen Klassenzimmer dazu. Dennoch hält ein Drittel der Lehrer die vorhandene Ausstattung nur für mittelmäßig. Tablets etwa sind an wenigen Schulen verbreitet.

Anders als Zuhause: Jeder vierte Deutsche über 14 Jahren nutzt laut Bitkom die flachen Rechner. Doch nicht bei der Youtube-Generation, sondern gerade bei den 30- bis 49-Jährigen sind die Geräte am Beliebtesten.

Von Bayern bis Schleswig-Holstein erproben Schulen seit wenigen Jahren den digitalen Wandel in den Klassenzimmern - vom White-Board über Tablets bis zu Laptop-Klassen.

Die Zahlen ergeben kein klares Bild: Nach der Bitkom-Studie kommen Tablets in jeder fünften Schule in Deutschland zum Einsatz. Die Berliner E-Learning-Agentur geht hingegen von nur einigen hundert Schulen aus.

Fragt man Schüler in Nordrhein-Westfalen, geht in dem Bundesland, in dem die Landesregierung eine Digital-Offensive verkündet hat, nur wenig voran. Viele Kinder und Jugendliche klagen über schlechte Ausstattung an Internetzugängen und digitalen Geräten im Schulalltag.

„Was digitales Lernen angeht, mangelt es an allem. Die Internetanschlüsse in den Computerräumen sind furchtbar langsam und oft überlastet. Die Hardware der Rechner ist auf dem alten Stand”, sagt ein Sprecher der NRW-Landesschülervertretung in Köln.

Zudem fehle an so gut wie jeder Schule ein WLAN-Netz, mit dem Schüler ihre eigenen Geräte benutzen könnten. „Von den Schulträgern wird das nicht bereitgestellt, oft liegt es an Kostengründen. Landesweit ist das ein flächendeckendes Problem.”

Die Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) teilt grundsätzlich die Ansichten der Schüler. Die Ausstattung in Schulen mit modernen IT-Geräten sei noch immer als rückständig zu bewerten, hatte der VBE nach einer Befragung unter mehreren hundert Lehrern Anfang März mitgeteilt.

Schulleitungen halten mit wohlklingenden Attributen dagegen: Von der „Tablet-Schule” oder dem „digitalen Klassenzimmer” ist dann zu lesen. Gerade Hauptschulen - die wegen der Schulreform in Nordrhein-Westfalen faktisch vor dem Aus stehen - versuchen, aus den Tablets einen Wettbewerbsvorteil zu ziehen. „Auch wir müssen an die Öffentlichkeit herantreten und so auf uns aufmerksam machen, um die Schülerzahlen konstant zu halten”, sagt Hilger-Höltgen.

Auch in der Gesamtschule im niedersächsischen Barßel bei Oldenburg lösen Hauptschüler Matheaufgaben mit Tablets oder recherchieren Referate online. Rektor Werner Sandmann fördert in seiner Schule moderne Lernansätze. „Hauptschüler brauchen eine vereinfachte, visuelle Darstellung”, sagt er.

Auf der anderen Seite gewinnt Sandmann dem digitalen Unterricht nicht nur positive Seiten ab. Gebe man Schülern ein Tablet in die Hand, münde die Suche nach einer einfachen Lösung auch oft in einem einfachen Ergebnis, sagt Sandmann. Das Problem: Statt eigenen ausgearbeiteten Gedanken würde Lehrern nur Bilder oder Videos aus dem Netz auf dem Tablet serviert.

Die Forschung erkennt für den Hauptschulunterricht generell einen Nutzen. Vor allem Schüler mit geringen Lernvoraussetzungen könnten durch besondere Darstellungsformen und Möglichkeiten zum Mitmachen schwierige Inhalte leichter verstehen, sagt Bardo Herzig von der Universität Paderborn.

Die Geräte könnten Motivation und Zusammenarbeit steigern. Ob Tablets das Lernen Fördern, sei jedoch nicht vom Gerät, sondern von dessen Einsatz in einem abwechslungsreichen Unterricht abhängig, so der Pädagogik-Professor.

„Tablets ersetzen aber um Himmels Willen nicht den normalen Unterricht”, sagt Schulleiter Sandmann, „mit größeren Textmengen kommen Hauptschüler nicht zurecht.” Da sei es völlig egal, ob der Text auf einer Buchseite oder einem Bildschirm stehe.

Lehrerin Ansari sieht in Tablets auch eine psychologische Unterstützung für ihre Schüler. „Es ist gut für ihr Selbstwertgefühl, gerade weil sie sich „nur” als Hauptschüler sehen”, sagt sie. „Denn viele haben sich hier eh schon abgeschrieben.”

Wischen statt Blättern: Hauptschulunterricht mit dem Tablet - Lesen Sie mehr auf:
http://www.aachener-zeitung.de/ratgeber/bildung-beruf/wischen-statt-blaettern-hauptschulunterricht-mit-dem-tablet-1.1181892#plx1509517983Wischen statt blättern: Hauptschulunterricht mit dem Tablet

 

Von: David Fischer, dpa

 

Unterricht mit Tablets kommt in vielen Schulen Deutschlands selten vor. Doch gerade bei lernschwachen Schülern könnten die Geräte hilfreich sein. In einer Hauptschule in Düsseldorf kommt die neue Technik in überraschenden Bereichen zum Einsatz.

 

Zwischen Discounter, Döner-Imbiss und Handy-Shop lässt sich der digitale Aufbruch in der Hauptschule im Düsseldorfer Stadtteil Rath von außen nur schwer erahnen. Doch gerade hier lernen Schüler, wie sich mit modernen Geräten Aufgaben und Alltagsprobleme auf alternative Weise lösen lassen.

 

Die Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule zählt zu den vergleichsweise wenigen Schulen in Deutschland, in denen Tablets zum Einsatz kommen. Von den digitalen Lernhelfern verspricht man sich hier viel.

 

Die Schüler einer achten Klasse stehen kurz vor dem Eintritt ins Berufsleben. Das Training für die entscheidenden Bewerbungsgespräche geht hier so: Im Deutsch-Unterricht filmen sich die Jugendlichen bei einem Rollenspiel.

 

Der eine ist der Bewerber, der andere spielt den Chef, der Dritte hält mit der Video-Funktion drauf. Jonas klopft zweimal in die Luft. „Hallo, ich wollte mich bewerben”, sagt er. „Guten Tag, mein Name ist Boss”, entgegnet Timo. In einer anderen Ecke endet das Gesprächs-Geplänkel bei drei Mädchen in einem Lachanfall. Irgendwie komisch. Klar, dass die Kurzfilme bei den meisten mehrmals wiederholt werden müssen.

 

Später sammelt Lehrerin Pouyeh Ansari die Vorstellungsfilme von den Tablets ein und wirft die selbst gedrehten Videos der simulierten Job-Gespräche an die Wand. Wie wirke ich auf andere Menschen? Wie verhalte ich mich? Wie komme ich an? Erst nach der Vorführung der Filme kommt die Klasse lebhaft ins Gespräch.

 

Beim Unterricht mit den flachen Computern bekommen die 14 und 15 Jahre alten Schüler nicht nur wichtige Verhaltensregeln gezeigt. In anderen Einheiten werde auf moderne Weise versucht, das Lernen zu verbessern, erklärt Ansari.

 

Etwa bei der Rechtschreibung. In der Freizeit greifen Ansaris 14- und 15-Jährige nur noch in Ausnahmefällen zu Stift und Papier. iMessage, Facebook Messenger oder Whatsapp - Chat-Programme sind ihre Kommunikationsmittel, berichtet die Lehrerin. Und Tablets und Smartphones damit nah an ihrer Lebenswirklichkeit.

 

Bei Schreibübungen nehmen die Hauptschüler statt einem Heft lieber das Tablet in die Hand. Auch wenn bei den Textverarbeitungsprogrammen die Autokorrektur aufploppt und entscheidende Hinweise gibt - Lehrerin Ansari schwört im Unterricht auf die modernen Geräte. „Die Schule ist der einzige Ort, wo noch richtig gelesen und geschrieben wird”, sagt sie. Die Rechtschreibkorrektur sei dann keine Schummelei, sondern eine wichtige Stütze.

 

In der Düsseldorfer Tagesschule steht das Lernen mit Tablets seit mehr als zwei Jahren auf dem Lehrplan. „Wir erreichen viel mehr Schüler, vor allem Leistungsschwächere und die mit geringerem Selbstbewusstsein”, berichtet Projektleiter Jürgen Hilger-Höltgen.

 

2013 hatte sich die Hauptschule zur digitalen Schule gewandelt: Das eschool-Förderprogramm der Stadt Düsseldorf brachte der Schule 30 Tablets. Die schmalen Computer in Buchform waren nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer ein Segen, sagt Hilger-Höltgen.

 

Besserer Unterricht und höhere Motivation für alle? Die Auswirkungen des digitalen Wandels waren auch für den langjährigen Englisch-Lehrer eine neue Erfahrung. „Sie nehmen das Ding, sitzen still, fangen an zu arbeiten. Schüler, die sonst die Zähne nicht auseinander bekommen, machen plötzlich mit. Das haben wir so in der Hauptschule bisher nicht gekannt.”

 

Mal ersetzt das flache Multifunktionsgerät die Kamera, mal den Tageslichtprojektor oder Stift und Papier: Beim Sportunterricht analysieren Schüler Spielsituationen über Videoaufnahmen oder zeichnen physikalische Experimente auf.

 

In Geschichte erschließen sich Klassen historische Zusammenhänge durch Bildstrecken. Im Vergleich zur klassischen Geschichtsstunde könne sich das Ergebnis auf dem Tablet sehen lassen, sagt Schulleiter Uwe Schorscher. Mit dem „normalen” Buch schaffen seine Hauptschüler in einer Unterrichtsstunde gerade mal durchschnittlich sieben Sätze.

 

In der NRW-Landeshauptstadt kommen Tablets in rund 40 Schulen zum Einsatz. Für eine Vollausstattung mit iPads, Beamer, Laptop und Fortbildungen zahlen die Geldgeber - Schulverwaltung, Stiftungen oder Fördervereine - rund 15 000 Euro.

 

300 Kinder, 32 Nationalitäten, 20 Sprachen - in der Hauptschule in Rath ist die babylonische Sprachverwirrung Normalität. „Hier ist praktisch jeder Ausländer”, sagt Hilger-Höltgen. Allein um einen neuen Schüler ansatzweise verstehen zu können, seien Übersetzungsprogramme oder Aussprachefunktionen auf den Tablets Gold wert, fügt Schorscher hinzu. „Schließlich kann ein Lehrer nicht arabisch oder griechisch gleichzeitig sprechen.”

 

Bessere digitale Bildung ist erklärtes Ziel der großen Koalition in Berlin. Bei Computerfähigkeiten hinken deutsche Schüler im internationalen Vergleich hinterher. Oft fehlen die nötigen Werkzeuge - Breitbandanschluss und moderne Geräte.

 

Fast alle Lehrer stehen hinter dem digitalen Wandel: 95 Prozent von ihnen begrüßen den Einsatz elektronischer Medien, wie eine Studie des IT-Branchenverbands Bitkom unter 500 Lehrer an weiterführenden Schulen ergeben hat.

 

Ob Computer, Notebooks, Beamter, digitale Foto- oder Videokameras: Zwar gehört digitales Lernen in so gut wie allen Klassenzimmer dazu. Dennoch hält ein Drittel der Lehrer die vorhandene Ausstattung nur für mittelmäßig. Tablets etwa sind an wenigen Schulen verbreitet.

 

Anders als Zuhause: Jeder vierte Deutsche über 14 Jahren nutzt laut Bitkom die flachen Rechner. Doch nicht bei der Youtube-Generation, sondern gerade bei den 30- bis 49-Jährigen sind die Geräte am Beliebtesten.

 

Von Bayern bis Schleswig-Holstein erproben Schulen seit wenigen Jahren den digitalen Wandel in den Klassenzimmern - vom White-Board über Tablets bis zu Laptop-Klassen.

 

Die Zahlen ergeben kein klares Bild: Nach der Bitkom-Studie kommen Tablets in jeder fünften Schule in Deutschland zum Einsatz. Die Berliner E-Learning-Agentur geht hingegen von nur einigen hundert Schulen aus.

 

Fragt man Schüler in Nordrhein-Westfalen, geht in dem Bundesland, in dem die Landesregierung eine Digital-Offensive verkündet hat, nur wenig voran. Viele Kinder und Jugendliche klagen über schlechte Ausstattung an Internetzugängen und digitalen Geräten im Schulalltag.

 

„Was digitales Lernen angeht, mangelt es an allem. Die Internetanschlüsse in den Computerräumen sind furchtbar langsam und oft überlastet. Die Hardware der Rechner ist auf dem alten Stand”, sagt ein Sprecher der NRW-Landesschülervertretung in Köln.

 

Zudem fehle an so gut wie jeder Schule ein WLAN-Netz, mit dem Schüler ihre eigenen Geräte benutzen könnten. „Von den Schulträgern wird das nicht bereitgestellt, oft liegt es an Kostengründen. Landesweit ist das ein flächendeckendes Problem.”

 

Die Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) teilt grundsätzlich die Ansichten der Schüler. Die Ausstattung in Schulen mit modernen IT-Geräten sei noch immer als rückständig zu bewerten, hatte der VBE nach einer Befragung unter mehreren hundert Lehrern Anfang März mitgeteilt.

 

Schulleitungen halten mit wohlklingenden Attributen dagegen: Von der „Tablet-Schule” oder dem „digitalen Klassenzimmer” ist dann zu lesen. Gerade Hauptschulen - die wegen der Schulreform in Nordrhein-Westfalen faktisch vor dem Aus stehen - versuchen, aus den Tablets einen Wettbewerbsvorteil zu ziehen. „Auch wir müssen an die Öffentlichkeit herantreten und so auf uns aufmerksam machen, um die Schülerzahlen konstant zu halten”, sagt Hilger-Höltgen.

 

Auch in der Gesamtschule im niedersächsischen Barßel bei Oldenburg lösen Hauptschüler Matheaufgaben mit Tablets oder recherchieren Referate online. Rektor Werner Sandmann fördert in seiner Schule moderne Lernansätze. „Hauptschüler brauchen eine vereinfachte, visuelle Darstellung”, sagt er.

 

Auf der anderen Seite gewinnt Sandmann dem digitalen Unterricht nicht nur positive Seiten ab. Gebe man Schülern ein Tablet in die Hand, münde die Suche nach einer einfachen Lösung auch oft in einem einfachen Ergebnis, sagt Sandmann. Das Problem: Statt eigenen ausgearbeiteten Gedanken würde Lehrern nur Bilder oder Videos aus dem Netz auf dem Tablet serviert.

 

Die Forschung erkennt für den Hauptschulunterricht generell einen Nutzen. Vor allem Schüler mit geringen Lernvoraussetzungen könnten durch besondere Darstellungsformen und Möglichkeiten zum Mitmachen schwierige Inhalte leichter verstehen, sagt Bardo Herzig von der Universität Paderborn.

 

Die Geräte könnten Motivation und Zusammenarbeit steigern. Ob Tablets das Lernen Fördern, sei jedoch nicht vom Gerät, sondern von dessen Einsatz in einem abwechslungsreichen Unterricht abhängig, so der Pädagogik-Professor.

 

„Tablets ersetzen aber um Himmels Willen nicht den normalen Unterricht”, sagt Schulleiter Sandmann, „mit größeren Textmengen kommen Hauptschüler nicht zurecht.” Da sei es völlig egal, ob der Text auf einer Buchseite oder einem Bildschirm stehe.

 

Lehrerin Ansari sieht in Tablets auch eine psychologische Unterstützung für ihre Schüler. „Es ist gut für ihr Selbstwertgefühl, gerade weil sie sich „nur” als Hauptschüler sehen”, sagt sie. „Denn viele haben sich hier eh schon abgeschrieben.”

Hauptschulunterricht mit dem Tablet
Von: David Fischer, dpa
Letzte Aktualisierung: 17. September 2015, 11:25 Uhr
tablet unterricht
Tablets als Unterrichtswerkzeug: In einer Düsseldorfer Hauptschule ist das Alltag. Symbolfoto: Arne Dedert/dpa

Düsseldorf. Unterricht mit Tablets kommt in vielen Schulen Deutschlands selten vor. Doch gerade bei lernschwachen Schülern könnten die Geräte hilfreich sein. In einer Hauptschule in Düsseldorf kommt die neue Technik in überraschenden Bereichen zum Einsatz.

Zwischen Discounter, Döner-Imbiss und Handy-Shop lässt sich der digitale Aufbruch in der Hauptschule im Düsseldorfer Stadtteil Rath von außen nur schwer erahnen. Doch gerade hier lernen Schüler, wie sich mit modernen Geräten Aufgaben und Alltagsprobleme auf alternative Weise lösen lassen.

Die Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule zählt zu den vergleichsweise wenigen Schulen in Deutschland, in denen Tablets zum Einsatz kommen. Von den digitalen Lernhelfern verspricht man sich hier viel.

Die Schüler einer achten Klasse stehen kurz vor dem Eintritt ins Berufsleben. Das Training für die entscheidenden Bewerbungsgespräche geht hier so: Im Deutsch-Unterricht filmen sich die Jugendlichen bei einem Rollenspiel.

Der eine ist der Bewerber, der andere spielt den Chef, der Dritte hält mit der Video-Funktion drauf. Jonas klopft zweimal in die Luft. „Hallo, ich wollte mich bewerben”, sagt er. „Guten Tag, mein Name ist Boss”, entgegnet Timo. In einer anderen Ecke endet das Gesprächs-Geplänkel bei drei Mädchen in einem Lachanfall. Irgendwie komisch. Klar, dass die Kurzfilme bei den meisten mehrmals wiederholt werden müssen.

Später sammelt Lehrerin Pouyeh Ansari die Vorstellungsfilme von den Tablets ein und wirft die selbst gedrehten Videos der simulierten Job-Gespräche an die Wand. Wie wirke ich auf andere Menschen? Wie verhalte ich mich? Wie komme ich an? Erst nach der Vorführung der Filme kommt die Klasse lebhaft ins Gespräch.

Beim Unterricht mit den flachen Computern bekommen die 14 und 15 Jahre alten Schüler nicht nur wichtige Verhaltensregeln gezeigt. In anderen Einheiten werde auf moderne Weise versucht, das Lernen zu verbessern, erklärt Ansari.

Etwa bei der Rechtschreibung. In der Freizeit greifen Ansaris 14- und 15-Jährige nur noch in Ausnahmefällen zu Stift und Papier. iMessage, Facebook Messenger oder Whatsapp - Chat-Programme sind ihre Kommunikationsmittel, berichtet die Lehrerin. Und Tablets und Smartphones damit nah an ihrer Lebenswirklichkeit.

Bei Schreibübungen nehmen die Hauptschüler statt einem Heft lieber das Tablet in die Hand. Auch wenn bei den Textverarbeitungsprogrammen die Autokorrektur aufploppt und entscheidende Hinweise gibt - Lehrerin Ansari schwört im Unterricht auf die modernen Geräte. „Die Schule ist der einzige Ort, wo noch richtig gelesen und geschrieben wird”, sagt sie. Die Rechtschreibkorrektur sei dann keine Schummelei, sondern eine wichtige Stütze.

In der Düsseldorfer Tagesschule steht das Lernen mit Tablets seit mehr als zwei Jahren auf dem Lehrplan. „Wir erreichen viel mehr Schüler, vor allem Leistungsschwächere und die mit geringerem Selbstbewusstsein”, berichtet Projektleiter Jürgen Hilger-Höltgen.

2013 hatte sich die Hauptschule zur digitalen Schule gewandelt: Das eschool-Förderprogramm der Stadt Düsseldorf brachte der Schule 30 Tablets. Die schmalen Computer in Buchform waren nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer ein Segen, sagt Hilger-Höltgen.

Besserer Unterricht und höhere Motivation für alle? Die Auswirkungen des digitalen Wandels waren auch für den langjährigen Englisch-Lehrer eine neue Erfahrung. „Sie nehmen das Ding, sitzen still, fangen an zu arbeiten. Schüler, die sonst die Zähne nicht auseinander bekommen, machen plötzlich mit. Das haben wir so in der Hauptschule bisher nicht gekannt.”

Mal ersetzt das flache Multifunktionsgerät die Kamera, mal den Tageslichtprojektor oder Stift und Papier: Beim Sportunterricht analysieren Schüler Spielsituationen über Videoaufnahmen oder zeichnen physikalische Experimente auf.

In Geschichte erschließen sich Klassen historische Zusammenhänge durch Bildstrecken. Im Vergleich zur klassischen Geschichtsstunde könne sich das Ergebnis auf dem Tablet sehen lassen, sagt Schulleiter Uwe Schorscher. Mit dem „normalen” Buch schaffen seine Hauptschüler in einer Unterrichtsstunde gerade mal durchschnittlich sieben Sätze.

In der NRW-Landeshauptstadt kommen Tablets in rund 40 Schulen zum Einsatz. Für eine Vollausstattung mit iPads, Beamer, Laptop und Fortbildungen zahlen die Geldgeber - Schulverwaltung, Stiftungen oder Fördervereine - rund 15 000 Euro.

300 Kinder, 32 Nationalitäten, 20 Sprachen - in der Hauptschule in Rath ist die babylonische Sprachverwirrung Normalität. „Hier ist praktisch jeder Ausländer”, sagt Hilger-Höltgen. Allein um einen neuen Schüler ansatzweise verstehen zu können, seien Übersetzungsprogramme oder Aussprachefunktionen auf den Tablets Gold wert, fügt Schorscher hinzu. „Schließlich kann ein Lehrer nicht arabisch oder griechisch gleichzeitig sprechen.”

Bessere digitale Bildung ist erklärtes Ziel der großen Koalition in Berlin. Bei Computerfähigkeiten hinken deutsche Schüler im internationalen Vergleich hinterher. Oft fehlen die nötigen Werkzeuge - Breitbandanschluss und moderne Geräte.

Fast alle Lehrer stehen hinter dem digitalen Wandel: 95 Prozent von ihnen begrüßen den Einsatz elektronischer Medien, wie eine Studie des IT-Branchenverbands Bitkom unter 500 Lehrer an weiterführenden Schulen ergeben hat.

Ob Computer, Notebooks, Beamter, digitale Foto- oder Videokameras: Zwar gehört digitales Lernen in so gut wie allen Klassenzimmer dazu. Dennoch hält ein Drittel der Lehrer die vorhandene Ausstattung nur für mittelmäßig. Tablets etwa sind an wenigen Schulen verbreitet.

Anders als Zuhause: Jeder vierte Deutsche über 14 Jahren nutzt laut Bitkom die flachen Rechner. Doch nicht bei der Youtube-Generation, sondern gerade bei den 30- bis 49-Jährigen sind die Geräte am Beliebtesten.

Von Bayern bis Schleswig-Holstein erproben Schulen seit wenigen Jahren den digitalen Wandel in den Klassenzimmern - vom White-Board über Tablets bis zu Laptop-Klassen.

Die Zahlen ergeben kein klares Bild: Nach der Bitkom-Studie kommen Tablets in jeder fünften Schule in Deutschland zum Einsatz. Die Berliner E-Learning-Agentur geht hingegen von nur einigen hundert Schulen aus.

Fragt man Schüler in Nordrhein-Westfalen, geht in dem Bundesland, in dem die Landesregierung eine Digital-Offensive verkündet hat, nur wenig voran. Viele Kinder und Jugendliche klagen über schlechte Ausstattung an Internetzugängen und digitalen Geräten im Schulalltag.

„Was digitales Lernen angeht, mangelt es an allem. Die Internetanschlüsse in den Computerräumen sind furchtbar langsam und oft überlastet. Die Hardware der Rechner ist auf dem alten Stand”, sagt ein Sprecher der NRW-Landesschülervertretung in Köln.

Zudem fehle an so gut wie jeder Schule ein WLAN-Netz, mit dem Schüler ihre eigenen Geräte benutzen könnten. „Von den Schulträgern wird das nicht bereitgestellt, oft liegt es an Kostengründen. Landesweit ist das ein flächendeckendes Problem.”

Die Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) teilt grundsätzlich die Ansichten der Schüler. Die Ausstattung in Schulen mit modernen IT-Geräten sei noch immer als rückständig zu bewerten, hatte der VBE nach einer Befragung unter mehreren hundert Lehrern Anfang März mitgeteilt.

Schulleitungen halten mit wohlklingenden Attributen dagegen: Von der „Tablet-Schule” oder dem „digitalen Klassenzimmer” ist dann zu lesen. Gerade Hauptschulen - die wegen der Schulreform in Nordrhein-Westfalen faktisch vor dem Aus stehen - versuchen, aus den Tablets einen Wettbewerbsvorteil zu ziehen. „Auch wir müssen an die Öffentlichkeit herantreten und so auf uns aufmerksam machen, um die Schülerzahlen konstant zu halten”, sagt Hilger-Höltgen.

Auch in der Gesamtschule im niedersächsischen Barßel bei Oldenburg lösen Hauptschüler Matheaufgaben mit Tablets oder recherchieren Referate online. Rektor Werner Sandmann fördert in seiner Schule moderne Lernansätze. „Hauptschüler brauchen eine vereinfachte, visuelle Darstellung”, sagt er.

Auf der anderen Seite gewinnt Sandmann dem digitalen Unterricht nicht nur positive Seiten ab. Gebe man Schülern ein Tablet in die Hand, münde die Suche nach einer einfachen Lösung auch oft in einem einfachen Ergebnis, sagt Sandmann. Das Problem: Statt eigenen ausgearbeiteten Gedanken würde Lehrern nur Bilder oder Videos aus dem Netz auf dem Tablet serviert.

Die Forschung erkennt für den Hauptschulunterricht generell einen Nutzen. Vor allem Schüler mit geringen Lernvoraussetzungen könnten durch besondere Darstellungsformen und Möglichkeiten zum Mitmachen schwierige Inhalte leichter verstehen, sagt Bardo Herzig von der Universität Paderborn.

Die Geräte könnten Motivation und Zusammenarbeit steigern. Ob Tablets das Lernen Fördern, sei jedoch nicht vom Gerät, sondern von dessen Einsatz in einem abwechslungsreichen Unterricht abhängig, so der Pädagogik-Professor.

„Tablets ersetzen aber um Himmels Willen nicht den normalen Unterricht”, sagt Schulleiter Sandmann, „mit größeren Textmengen kommen Hauptschüler nicht zurecht.” Da sei es völlig egal, ob der Text auf einer Buchseite oder einem Bildschirm stehe.

Lehrerin Ansari sieht in Tablets auch eine psychologische Unterstützung für ihre Schüler. „Es ist gut für ihr Selbstwertgefühl, gerade weil sie sich „nur” als Hauptschüler sehen”, sagt sie. „Denn viele haben sich hier eh schon abgeschrieben.”

Wischen statt Blättern: Hauptschulunterricht mit dem Tablet - Lesen Sie mehr auf:
http://www.aachener-zeitung.de/ratgeber/bildung-beruf/wischen-statt-blaettern-hauptschulunterricht-mit-dem-tablet-1.1181892#plx1509517983
Hauptschulunterricht mit dem Tablet
Von: David Fischer, dpa
Letzte Aktualisierung: 17. September 2015, 11:25 Uhr
tablet unterricht
Tablets als Unterrichtswerkzeug: In einer Düsseldorfer Hauptschule ist das Alltag. Symbolfoto: Arne Dedert/dpa

Düsseldorf. Unterricht mit Tablets kommt in vielen Schulen Deutschlands selten vor. Doch gerade bei lernschwachen Schülern könnten die Geräte hilfreich sein. In einer Hauptschule in Düsseldorf kommt die neue Technik in überraschenden Bereichen zum Einsatz.

Zwischen Discounter, Döner-Imbiss und Handy-Shop lässt sich der digitale Aufbruch in der Hauptschule im Düsseldorfer Stadtteil Rath von außen nur schwer erahnen. Doch gerade hier lernen Schüler, wie sich mit modernen Geräten Aufgaben und Alltagsprobleme auf alternative Weise lösen lassen.

Die Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule zählt zu den vergleichsweise wenigen Schulen in Deutschland, in denen Tablets zum Einsatz kommen. Von den digitalen Lernhelfern verspricht man sich hier viel.

Die Schüler einer achten Klasse stehen kurz vor dem Eintritt ins Berufsleben. Das Training für die entscheidenden Bewerbungsgespräche geht hier so: Im Deutsch-Unterricht filmen sich die Jugendlichen bei einem Rollenspiel.

Der eine ist der Bewerber, der andere spielt den Chef, der Dritte hält mit der Video-Funktion drauf. Jonas klopft zweimal in die Luft. „Hallo, ich wollte mich bewerben”, sagt er. „Guten Tag, mein Name ist Boss”, entgegnet Timo. In einer anderen Ecke endet das Gesprächs-Geplänkel bei drei Mädchen in einem Lachanfall. Irgendwie komisch. Klar, dass die Kurzfilme bei den meisten mehrmals wiederholt werden müssen.

Später sammelt Lehrerin Pouyeh Ansari die Vorstellungsfilme von den Tablets ein und wirft die selbst gedrehten Videos der simulierten Job-Gespräche an die Wand. Wie wirke ich auf andere Menschen? Wie verhalte ich mich? Wie komme ich an? Erst nach der Vorführung der Filme kommt die Klasse lebhaft ins Gespräch.

Beim Unterricht mit den flachen Computern bekommen die 14 und 15 Jahre alten Schüler nicht nur wichtige Verhaltensregeln gezeigt. In anderen Einheiten werde auf moderne Weise versucht, das Lernen zu verbessern, erklärt Ansari.

Etwa bei der Rechtschreibung. In der Freizeit greifen Ansaris 14- und 15-Jährige nur noch in Ausnahmefällen zu Stift und Papier. iMessage, Facebook Messenger oder Whatsapp - Chat-Programme sind ihre Kommunikationsmittel, berichtet die Lehrerin. Und Tablets und Smartphones damit nah an ihrer Lebenswirklichkeit.

Bei Schreibübungen nehmen die Hauptschüler statt einem Heft lieber das Tablet in die Hand. Auch wenn bei den Textverarbeitungsprogrammen die Autokorrektur aufploppt und entscheidende Hinweise gibt - Lehrerin Ansari schwört im Unterricht auf die modernen Geräte. „Die Schule ist der einzige Ort, wo noch richtig gelesen und geschrieben wird”, sagt sie. Die Rechtschreibkorrektur sei dann keine Schummelei, sondern eine wichtige Stütze.

In der Düsseldorfer Tagesschule steht das Lernen mit Tablets seit mehr als zwei Jahren auf dem Lehrplan. „Wir erreichen viel mehr Schüler, vor allem Leistungsschwächere und die mit geringerem Selbstbewusstsein”, berichtet Projektleiter Jürgen Hilger-Höltgen.

2013 hatte sich die Hauptschule zur digitalen Schule gewandelt: Das eschool-Förderprogramm der Stadt Düsseldorf brachte der Schule 30 Tablets. Die schmalen Computer in Buchform waren nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer ein Segen, sagt Hilger-Höltgen.

Besserer Unterricht und höhere Motivation für alle? Die Auswirkungen des digitalen Wandels waren auch für den langjährigen Englisch-Lehrer eine neue Erfahrung. „Sie nehmen das Ding, sitzen still, fangen an zu arbeiten. Schüler, die sonst die Zähne nicht auseinander bekommen, machen plötzlich mit. Das haben wir so in der Hauptschule bisher nicht gekannt.”

Mal ersetzt das flache Multifunktionsgerät die Kamera, mal den Tageslichtprojektor oder Stift und Papier: Beim Sportunterricht analysieren Schüler Spielsituationen über Videoaufnahmen oder zeichnen physikalische Experimente auf.

In Geschichte erschließen sich Klassen historische Zusammenhänge durch Bildstrecken. Im Vergleich zur klassischen Geschichtsstunde könne sich das Ergebnis auf dem Tablet sehen lassen, sagt Schulleiter Uwe Schorscher. Mit dem „normalen” Buch schaffen seine Hauptschüler in einer Unterrichtsstunde gerade mal durchschnittlich sieben Sätze.

In der NRW-Landeshauptstadt kommen Tablets in rund 40 Schulen zum Einsatz. Für eine Vollausstattung mit iPads, Beamer, Laptop und Fortbildungen zahlen die Geldgeber - Schulverwaltung, Stiftungen oder Fördervereine - rund 15 000 Euro.

300 Kinder, 32 Nationalitäten, 20 Sprachen - in der Hauptschule in Rath ist die babylonische Sprachverwirrung Normalität. „Hier ist praktisch jeder Ausländer”, sagt Hilger-Höltgen. Allein um einen neuen Schüler ansatzweise verstehen zu können, seien Übersetzungsprogramme oder Aussprachefunktionen auf den Tablets Gold wert, fügt Schorscher hinzu. „Schließlich kann ein Lehrer nicht arabisch oder griechisch gleichzeitig sprechen.”

Bessere digitale Bildung ist erklärtes Ziel der großen Koalition in Berlin. Bei Computerfähigkeiten hinken deutsche Schüler im internationalen Vergleich hinterher. Oft fehlen die nötigen Werkzeuge - Breitbandanschluss und moderne Geräte.

Fast alle Lehrer stehen hinter dem digitalen Wandel: 95 Prozent von ihnen begrüßen den Einsatz elektronischer Medien, wie eine Studie des IT-Branchenverbands Bitkom unter 500 Lehrer an weiterführenden Schulen ergeben hat.

Ob Computer, Notebooks, Beamter, digitale Foto- oder Videokameras: Zwar gehört digitales Lernen in so gut wie allen Klassenzimmer dazu. Dennoch hält ein Drittel der Lehrer die vorhandene Ausstattung nur für mittelmäßig. Tablets etwa sind an wenigen Schulen verbreitet.

Anders als Zuhause: Jeder vierte Deutsche über 14 Jahren nutzt laut Bitkom die flachen Rechner. Doch nicht bei der Youtube-Generation, sondern gerade bei den 30- bis 49-Jährigen sind die Geräte am Beliebtesten.

Von Bayern bis Schleswig-Holstein erproben Schulen seit wenigen Jahren den digitalen Wandel in den Klassenzimmern - vom White-Board über Tablets bis zu Laptop-Klassen.

Die Zahlen ergeben kein klares Bild: Nach der Bitkom-Studie kommen Tablets in jeder fünften Schule in Deutschland zum Einsatz. Die Berliner E-Learning-Agentur geht hingegen von nur einigen hundert Schulen aus.

Fragt man Schüler in Nordrhein-Westfalen, geht in dem Bundesland, in dem die Landesregierung eine Digital-Offensive verkündet hat, nur wenig voran. Viele Kinder und Jugendliche klagen über schlechte Ausstattung an Internetzugängen und digitalen Geräten im Schulalltag.

„Was digitales Lernen angeht, mangelt es an allem. Die Internetanschlüsse in den Computerräumen sind furchtbar langsam und oft überlastet. Die Hardware der Rechner ist auf dem alten Stand”, sagt ein Sprecher der NRW-Landesschülervertretung in Köln.

Zudem fehle an so gut wie jeder Schule ein WLAN-Netz, mit dem Schüler ihre eigenen Geräte benutzen könnten. „Von den Schulträgern wird das nicht bereitgestellt, oft liegt es an Kostengründen. Landesweit ist das ein flächendeckendes Problem.”

Die Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) teilt grundsätzlich die Ansichten der Schüler. Die Ausstattung in Schulen mit modernen IT-Geräten sei noch immer als rückständig zu bewerten, hatte der VBE nach einer Befragung unter mehreren hundert Lehrern Anfang März mitgeteilt.

Schulleitungen halten mit wohlklingenden Attributen dagegen: Von der „Tablet-Schule” oder dem „digitalen Klassenzimmer” ist dann zu lesen. Gerade Hauptschulen - die wegen der Schulreform in Nordrhein-Westfalen faktisch vor dem Aus stehen - versuchen, aus den Tablets einen Wettbewerbsvorteil zu ziehen. „Auch wir müssen an die Öffentlichkeit herantreten und so auf uns aufmerksam machen, um die Schülerzahlen konstant zu halten”, sagt Hilger-Höltgen.

Auch in der Gesamtschule im niedersächsischen Barßel bei Oldenburg lösen Hauptschüler Matheaufgaben mit Tablets oder recherchieren Referate online. Rektor Werner Sandmann fördert in seiner Schule moderne Lernansätze. „Hauptschüler brauchen eine vereinfachte, visuelle Darstellung”, sagt er.

Auf der anderen Seite gewinnt Sandmann dem digitalen Unterricht nicht nur positive Seiten ab. Gebe man Schülern ein Tablet in die Hand, münde die Suche nach einer einfachen Lösung auch oft in einem einfachen Ergebnis, sagt Sandmann. Das Problem: Statt eigenen ausgearbeiteten Gedanken würde Lehrern nur Bilder oder Videos aus dem Netz auf dem Tablet serviert.

Die Forschung erkennt für den Hauptschulunterricht generell einen Nutzen. Vor allem Schüler mit geringen Lernvoraussetzungen könnten durch besondere Darstellungsformen und Möglichkeiten zum Mitmachen schwierige Inhalte leichter verstehen, sagt Bardo Herzig von der Universität Paderborn.

Die Geräte könnten Motivation und Zusammenarbeit steigern. Ob Tablets das Lernen Fördern, sei jedoch nicht vom Gerät, sondern von dessen Einsatz in einem abwechslungsreichen Unterricht abhängig, so der Pädagogik-Professor.

„Tablets ersetzen aber um Himmels Willen nicht den normalen Unterricht”, sagt Schulleiter Sandmann, „mit größeren Textmengen kommen Hauptschüler nicht zurecht.” Da sei es völlig egal, ob der Text auf einer Buchseite oder einem Bildschirm stehe.

Lehrerin Ansari sieht in Tablets auch eine psychologische Unterstützung für ihre Schüler. „Es ist gut für ihr Selbstwertgefühl, gerade weil sie sich „nur” als Hauptschüler sehen”, sagt sie. „Denn viele haben sich hier eh schon abgeschrieben.”

Wischen statt Blättern: Hauptschulunterricht mit dem Tablet - Lesen Sie mehr auf:
http://www.aachener-zeitung.de/ratgeber/bildung-beruf/wischen-statt-blaettern-hauptschulunterricht-mit-dem-tablet-1.1181892#plx1509517983

Quelle: RP Online

Datum: 19.05.2015

 

Schüler entwickeln Ideen für die Stadt von morgen


Düsseldorf. Im Plenarsaal des Rathauses ist bei Sitzungen viel los, es wird ordentlich, manchmal auch kontrovers debattiert. Dabei ist der Altersdurchschnitt der Anwesenden eher hoch, jedenfalls aus Sicht von Jugendlichen. Gestern Morgen war das anders. Der Saal war gefüllt mit zwölf bis 15 Jahre alten Schülern aus ganz Düsseldorf.

 

Anlass dafür war der Wettbewerb "Ich bewege meine Stadt". Initiiert wurde er von dem Projekt "Demokratie lernen" des Amtes für Statistik und Wahlen. Die Schüler hatten von Februar bis Ende April Zeit, sich praxisnah mit Themen, die ihnen in Düsseldorf wichtig sind, auseinander zu setzen.

 

Acht Klassen von sieben Schulen machten mit, moderiert von RP-Redakteurin Denisa Richters wurden im Plenarsaal die Ergebnisse vorgestellt. In verschiedenen Darstellungsformen machten die Schüler auf Probleme wie Müllentsorgung, Grünflächen und bezahlbares Wohnen aufmerksam.

 

Den ersten Platz belegte die achte Klasse der Wilhelm-Ferdinand-Schüßler Tagesschule. Die Schüler drehten einen Film zum Thema "Wenn ich Oberbürgermeister wäre, würde ich...". Mit ihrem Video überzeugten sie die Jury und gewannen eine viertägige Studienreise nach Berlin. Der zweite Platz ging an die achte Klasse der Anne-Frank-Realschule. Sie setzte sich kreativ mit ihrem Stadtteil Flingern auseinander. Auf sie wartet ein eintägiger Ausflug nach Brüssel ins EU-Parlament.

 

Dritter wurde die 9c des Görres-Gymnasiums. Sie gestalteten eine Plakatserie zum Thema "Düsseldorf - die Stadt von morgen", auf denen das Düsseldorf der Zukunft zu sehen ist. Ihr Preis: eine Führung durch das Rathaus mit Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Mehr unter: www.duesseldorf.de/demokratielernen
Quelle: jpk

 

Quelle: NRZ

Datum: 19.05.2015

 

Preise für „Ich bewege meine Stadt“
 

Im Rahmen einer großen Abschlussveranstaltung zeichnete Oberbürgermeister Thomas Geisel gestern im Plenarsaal des Rathauses die Schulklassen aus, die sich im Rahmen des Wettbewerbs „Ich bewege meine Stadt“ Gedanken zur Zukunft in Düsseldorf gemacht haben. Mit ihrem Beitrag „Mit uns wird´s besser“, einem kreativen, kritischen und prägnanten Film zu verschiedenen städtischen Themen, erhielt eine 8. Klasse der Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Tagesschule den ersten Preis. Sie darf nun eine viertägige Berlinfahrt antreten und unter anderem mit dem Düsseldorfer Bundestagsabgeordneten Andreas Rimkus den Bundestag besichtigen.

 

Darüber hinaus gewann eine Klasse der Anne-Frank-Realschule mit ihrer Präsentation „Wie können wir Flingern voranbringen?“ einen Besuch im EU-Parlament in Brüssel und das Görres-Gymnasium konnte mit einer 9. Klasse und der Collage „Düsseldorf – die Stadt von morgen schon heute“ überzeugen und gewinnt eine Rathausführung durch Oberbürgermeister Thomas Geisel persönlich. Auch die übrigen Beiträge gingen nicht leer aus. Die Klassen erhielten Freikarten von der DEG, Borussia und Fortuna Düsseldorf sowie des Unterbacher Sees und eine Busfahrstunde bei der Rheinbahn.

 

Oberbürgermeister Thomas Geisel sagte: „Das Projekt ‘Ich bewege meine Stadt’, gab den Düsseldorfer Schulen die Gelegenheit, das Thema Kommunalpolitik kreativ, praxisnah und anschaulich aufzugreifen. Ich freue mich über die vielen tollen Ideen der jungen Bürgerinnen und Bürger.“

 

Vorgestellt wurden bei der heutigen Abschlussveranstaltung insgesamt acht originelle Wettbewerbsbeiträge unterschiedlicher Düsseldorfer Schulen. Die Beiträge waren alle sehr anschaulich umgesetzt und voll mit guten Ideen zur Politik in Düsseldorf. In Filmen, Collagen, Modellen, Präsentationen, Homepages und Plakaten präsentierten die Schülerinnen und Schüler ihre Ideen zu Themen wie Barrierefreiheit, Müllentsorgung, gesellschaftlicher Wandel, Mobilität, Leben, Wohnen und Arbeiten in der Stadt. Es war nicht leicht für die Jury, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Kultur, des Jugendrates und dem Team von „Demokratie-Lernen“ zusammensetzte, die Gewinner zu ermitteln.

 

Bei der Veranstaltung waren neben den rund 170 Schülerinnen und Schülern auch Vertreterinnen und Vertreter der Ratsfraktionen, der Verwaltung und der Sponsoren des Gewinnspiels anwesend. Durch die an die Abschlussveranstaltung anschließende Projektausstellung im Rathaus wird den Klassen die Möglichkeit gegeben, ihre Anregungen an die Akteurinnen und Akteure der Kommunalpolitik heranzutragen und Kontakte herzustellen. Alle Projektbeiträge können auf der Homepage von „Demokratie-Lernen“ angesehen werden.

 

„Demokratie-Lernen“, ein Programm des Amtes für Statistik und Wahlen zur politischen Bildung für junge Düsseldorferinnen und Düsseldorfer, hat mit dem Gewinnspiel „Ich bewege meine Stadt“ ein Projekt für Düsseldorfer Schulen initiiert, mit dem Ziel, das Interesse der Schülerinnen und Schüler an der Kommunalpolitik zu stärken.

Quelle: Westdeutsche Zeitung Düsseldorf

Datum: 20.05.2015

 

Artikel leider nur online verfügbar.

 

 

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